Inselsiedlung

Stuttgart-Wangen, Deutschland
Foto © Brigida González
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Architekten
kaestle&ocker
Standort
Stuttgart-Wangen, Deutschland
Jahr
2018
Bauherrschaft
SWSG Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH
Team
kaestle&ocker (kaestle ocker roeder): Marcus Kaestle, Andreas Ocker, Mitarbeiter: Christina Märtner, Markus Hilgarth, Hannes Stark, Stefanie Bensing, Sinan Apti, Frank Bodenstein

Die Siedlung an der Inselstraße in Stuttgart-Wangen wurde in den Jahren 1929 bis 1930 erbaut. Durch die Weltwirtschaftskrise und die geringen zur Verfügung stehenden Finanzmittel wurde das Projekt komplett vom Städtischen Hochbauamt geplant und realisiert. Sie gilt als ein bedeutendes städtisches Siedlungsprojekt Stuttgarts aus der Reformzeit.

Die Siedlung ist ein konsequentes Stuttgarter Beispiel für den Wandel von der Blockbebauung zur Zeilenbauweise. Gleichzeitig ist sie Vorreiter und Prototyp für ein neues städtebauliches Grundkonzept, das den Stuttgarter Wohnungsbau der 1950er und 1960er Jahre maßgeblich prägte.

Die Siedlung ist eingetragenes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Baden-Württemberg.

Sieben parallel angeordnete, dreigeschossige Gebäudezeilen mit ost-west-orientierten Wohnungsgrundrissen bilden die bauliche Struktur. Die Erschließung erfolgt über die das Quartier teilende Geislinger Straße, öffentliche Grünflächen zwischen den Gebäuden sind als Gemeinschaftsflächen konzipiert. Die Fassadengestaltung orientiert sich mit Ihrer schnörkellosen Anmutung, ihren Fensterbändern und durch leicht hervorspringende, die Baukörper zonierende Treppenhäuser und Loggien an den Vorbildern der Weissenhofsiedlung. Das Gemenge der ursprünglich 391 Wohnungen bestand aus Zweizimmer-Wohnungen mit 42 qm, Dreizimmer-Wohnungen mit 52 qm sowie Vierzimmer-Wohnungen mit 60 qm.

Die im Jahr 2007 begonnene und 2018 abgeschlossene Sanierungsmaßnahme besteht in einer denkmalgerechten energetischen Ertüchtigung des Gebäudebestands und der Schaffung von variablen Wohnungsgrundrissen nach zeitgemäßen Bedürfnissen. Darüber hinaus geht es um die Aufwertung des Freiraums, die Neuordnung des ruhenden Verkehrs durch Ergänzung einer Tiefgarage mit insgesamt 44 Stellplätzen, der Verkehrsberuhigung und Umbau der Geislinger Straße zur Spielstraße. Zudem entsteht im Zuge der Sanierung ein neuer Quartiersplatz mit zahlreichen Spielmöglichkeiten für die Kinder.

Das Wohnungsgemenge wurde von Bauabschnitt zu Bauabschnitt neu festgelegt. Es orientiert sich an der Nachfrage und dem übergeordneten Ziel der sozialen Mischung. Es umfasst Zweizimmer-Wohnungen von 42 bis 57 qm, Dreizimmer-Wohnungen von 65 bis 77 qm, Vierzimmer-Wohnungen mit 90 qm und Fünfzimmer-Wohnungen mit 104 qm. Insgesamt wurde der Umbau und die Modernisierung von 317 Wohneinheiten für die Siedlung durchgeführt.

Sämtliche Fassaden- und Treppenhausdetails, sowie Details zur energetischen Ertüchtigung wurden mit dem Denkmalamt abgestimmt. Zur Aufrechterhaltung der Fassadenproportionen wurde die Dämmstärke des WDVS auf max. 8 cm festgelegt. Die neuen Holzfenster mit Isolierverglasung sind in Teilung und Farbigkeit bauzeittypisch ausgebildet. In Anlehnung an die ursprünglichen Fensterbänke aus Werkstein wurden thermisch getrennte Betonfertigteilsimsen eingebaut. Das bestehende Bitumendach wurde mit einer Aufdachdämmung von 14 cm Dämmstärke versehen. Die Treppenhäuser mit Treppenläufen aus Werksteinterrazzo und Treppengeländer mit Holzhandläufen wurden unverändert erhalten und lediglich überarbeitet. Dem Wunsch nach teilweise größeren Balkonen konnte in einem intensiven Abstimmungsprozess mit dem Denkmalamt durch eine größere Ausladung der vorhandenen Loggien entsprochen werden, ohne das ursprüngliche Erscheinungsbild wesentlich zu beeinträchtigen.

Die Gebäude besitzen eine einfache kontrollierte Lüftungsanlage: die Zuluft erfolgt über Fensterfalzlüfter und Fensterventile, die Abluft wird über mechanische Entlüftungen der Bäder und Küchen sichergestellt. Je zwei Zeilen werden über eine gemeinsame Heizzentrale mit einem Blockheizkraftwerk zusammengefasst. Zur Spitzenlastabdeckung kann ein Gas-Brennwertkessel zugeschaltet werden.

Für den Anfang 2011 abgeschlossenen 4. Bauabschnitt wurde trotz der denkmalpflegerisch begründeten geringeren Anforderung an die Außendämmung der Primärenergiebedarf nach EnEV 2007 um 35 %, der Transmisionswärmebedarf um 28 % unterschritten.

Aus dem Votum der Jury zum Deutschen Bauherrenpreis 2011

Diese, für das Stuttgart der 1920er Jahre eher untypische Arbeitersiedlung im Bauhausstil, ganz in der Nähe einer Reihe bedeutender Unternehmen der Maschinenbauindustrie liegend, wird grundlegend in mehreren Bauabschnitten modernisiert.

In intensiven Beratungen mit den Mietern wird das wenig variierende Wohnungsgemenge aus Kleinstwohnungen hin zu einer größeren Differenzierung entwickelt. Auch das wenig genutzte Abstandsgrün zwischen den Zeilen soll mehr der individuellen Nutzung der Mieter gewidmet werden. Der Energieverbrauch wird auf EnEV-Niveau gedrückt. Zwei Tiefgaragen zwischen den Zeilen lassen die mittig, quer zu den Zeilen verlaufende Geislinger Straße zukünftig zur Spielstraße werden. Des weiteren ist ein neuer Quartiersplatz mit integrierten Spielflächen für Kinder geplant.

Alle architektonisch wirksamen Maßnahmen deuten auf die Absicht hin, das spartanische Wesen der Ursprungsarchitektur und deren erzieherische Wirkung so gut wie möglich zu dokumentieren und zu ergänzen.

Die Jury hat darüber diskutiert, ob eine solche Absicht in der heutigen – doch weit mehr individualistisch geprägten – Gesellschaft noch berechtigt ist und kam zu dem anerkennenden Schluss, dass im Gesamtraum einer Großstadt genügend Anhänger einer solchen Auffassung existieren werden, zumal die Strukturveränderungen in Inneren und im Umfeld auf heutige Ansprüche reagieren.

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