Autobahnkirche

Autohof Wilnsdorf, A45, Siegen (Eifel), Deutschland
Foto © Jörg Hempel
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Architekten
schneider+schumacher
Standort
Autohof Wilnsdorf, A45, Siegen (Eifel), Deutschland
Jahr
2013
Bauherrschaft
Autobahnkirche Siegerland e.V.
Team
Michael Schumacher, Hans Eschmann (Projektleitung), Kerstin Högel (Bauleitung), Alexander Volz, Ragunath Vasudevan, Elmar Lorey
Tragwerk | Bauphysik
B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH (),
Haustechnik
rpb ingenieure GmbH
Vermessung
Vermessungsbüro Dipl.-Ing. J. Seelbach

Das Projekt – Im März 2009 gewann schneider+schumacher einen Wettbewerb, den der eigens für dieses Bauvorhaben gegründete Förderverein Autobahnkirche Siegerland e.V. ausgeschrieben hatte. Parallel zur Erweiterung des Frankfurter Städel Museums nahmen sich schneider+schumacher unter Leitung von Architekt Michael Schumacher dem Projekt mit gleicher Empathie an. Baubeginn war im März 2011 mit dem archaisch skulpturalen Beton-Fundament als Basis für die darüber liegende Kirche in Holzständerbauweise. Die Einweihung der 40. Autobahnkirche Deutschlands fand im Mai 2013 statt.

Gestalt – Die dreidimensionale Umsetzung des Kirchen-Piktogramms präsentiert sich sowohl zur Autobahn als auch zum Autohof als stilisierte, weiße Silhouette einer traditionellen Dorfkirche. Man betritt die Kirche, die bei näherer Betrachtung aus dem Berg heraus zu wachsen scheint, über einen Steg, der sich zu einem überdachten Eingang schließt. Im Inneren eröffnet sich ein Raum, dessen Gestaltung in Bezug auf die durch das Äußere hervorgerufene Erwartungshaltung überrascht. Die Innenkuppel öffnet sich zum Altarbereich, in den nur von oben durch die beiden Turmspitzen natürliches Licht einfällt. Das filigrane Holz-Gewölbe zeigt sich ähnlich einer feingliedrigen Kreuzrippen-Struktur.

Konstruktion – Der Neubau der Autobahnkirche besteht aus einem im Grundriss quadratischen Hauptkörper (Kirche) mit zwei Ecktürmen und einer Erschließungsbrücke von Süd-West. Die komplette Kirche wurde in Holzständerbauweise im Bereich der Außenwände und einer Holzbinderkonstruktion für das Dachtragwerk bzw. die Turmbauten erstellt. Die Holzkonstruktion der Wände und des Dachtragwerks sind im Zwischenraum gedämmt. Die Innen- und Außenseiten der Holzkonstruktion werden mit OSB-Platten verkleidet. Die Brückenwände bestehen aus einer Holzfachwerkkonstruktion, der Brückenboden aus Stahlträgern mit beidseitiger OSB-Beplankung. Die komplette Fassade der Kirche und der Verbindungsbrücke wurde mit einer Polyurethan-Sprühabdichtung und weißer Farbe versehen. So werden einerseits die Außenflächen des Holzes gegen Feuchtigkeit und Beanspruchung geschützt, andererseits erhält die Kirche ein homogenes Erscheinungsbild.

Holz-Innenkuppel – Alles begann mit einem 2D-Grundriss und entwickelte sich zu einem hochkomplexen dreidimensionalen Baukörper. Durch parametrische Entwurfsverfahren auf Basis komplexer Computerprogramme (Rhino, Grasshopper) entstand durch das Team der schneider+schumacher Parametrik GbR aus einer zunächst runden Innenkuppel eine feingliedrige Holzrippen-Struktur, die Material und Konstruktion bis ins Detail optimiert.

Durch das Eingangsgewölbe eintretend öffnet sich die Innenkuppel zum Altarbereich hin. Nur durch den darüber liegenden Kirchturm fällt in diesem Bereich natürliches Licht. In dem eigentlich quadratischen Grundriss der Kirche entstehen durch die halbkreisförmige Ausbildung der Innenkuppel in den Randzonen Freiflächen, die außerhalb des Sichtbereiches des Besuchers als Sakristei und auch als Nebenräume (z.B. Stuhllager) genutzt werden.

Optimierung der Konstruktion – Die Innenkuppel besteht aus 66 vertikal und horizontal zueinander verlaufenden, halbkreisförmigen Holzspanten, welche wiederum aus ca. 650 Einzelteilen zusammengesetzt sind. Die Holzrippen werden über die in die Platten eingebrachten Schlitze ineinander gesteckt. Dadurch erhält die Konstruktion eine Eigensteifigkeit und trägt sich selbst. Eine Fixierung am Fußboden ist nur punktuell über Stahlwinkel notwendig. Das CAD-Programm wurde über die reine Planungsfunktion hinaus zu einer CNC-Software weiterentwickelt. Die im Vorfeld gewonnenen Daten zu den Dimensionierungen der Innenkuppel wurden durch das Programm soweit umgesetzt, dass dadurch ein „Schnittmuster“ für alle Kuppelteile entstand.  Auf Basis der handelsüblichen Abmessungen von OSB-Platten wurden die ca. 650 Einzelteile der Spanten optimal positioniert, um den geringstmöglichen Verschnitt zu erreichen.

Zeit
2009-2013

Auftragsart
Wettbewerb

BGF oberirdisch
ca. 250 m²

BRI oberirdisch
ca. 2.000 m³

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