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Haus am Taubenmarkt

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位置
Linz, 奥地利
年份
2018

Privatsphäre, Individualität, Grünraum: so lauten die überzeugendsten Argumente für den Bau eines freistehenden Einfamilienhauses. Dem gerade noch erschwinglichen Baugrund in den Weiten des Speckgürtels allerdings werden lange Wege, die Abhängigkeit vom eigenen Auto und die Zersiedelung des Landschaftsraumes nicht selten gratis beigegeben. Die Linzer Landstraße an ihrem nördlichen, vom Taubenmarkt abgeschlossenen Ende hingegen ist eine Adresse, wie sie besser kaum sein könnte. Hier ist Infrastruktur jeder Art in wenigen Minuten fußläufig erreichbar und öffentliche Verkehrsmittel stehen in einer für die oberösterreichische Landeshauptstadt außergewöhnlichen Dichte zur Verfügung. Es fehlen Ruhe und Ausblick in einen attraktiven Landschaftsraum? Nicht unbedingt, wenn man sich vorstellen kann, den Bauplatz in das fünfte Obergeschoss eines der historischen Gebäude zu legen, die geschlossen die Landstraße säumen.

Es ist tatsächlich ein gar nicht so kleines Wohnhaus, das Hertl Architekten aus Steyr über dem nur drei Fensterachsen schmalen Gebäude an der Westseite der Landstraße errichtet haben. Obwohl der Raum des turmgleich die Straßenfassade überragenden Mansarddaches Teil des Bauvolumens ist, handelt es sich hier nicht um einen ausgebauten Dachboden. Denn was sich in die Tiefe des Grundstückes nach Westen hin entwickelt, ist ein Neubau, der nicht auf die Geometrie von Dachflächen reagiert, sondern auf den jene Nutzungswünsche, die man mit dem freistehenden Einfamilienhaus verbindet: ein komfortabler Rückzugsort zu sein mit einem gewissen Potential zur Repräsentation. Letzteres kann dem Objekt an der Landstraße in hohem Maße zugesprochen werden. Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Fassade mit ihrem mittig gesetzten Erker und dem signifikanten Turm macht in diesem Zusammenhang deutliche Ansprüche geltend. Das an die südliche Grundgrenze gerückte historische Stiegenhaus gibt sich, der schmalen Parzelle geschuldet, schon deutlich bescheidener, mutet aber dank der kreisförmig gewendelten Treppe mit dem reich verzierten Geländer immerhin romantisch an. Eine allzu große Rolle spielt es nicht, denn gleich hinter der Stiege liegt ein Aufzug, der die Bewohner des Hauses in den fünften Stock hebt, auf ihre Eingangsebene.

Hier eröffnet sich unmittelbar hinter der Wohnungstüre ein Raumgefüge, das zwar im Sinne einer durchaus konventionellen Nutzung zoniert ist, aber kaum noch Hierarchien zeigt. In diesem Haus gibt es keine Gangflächen. Alles ist Raum, der einmal enger, einmal weiter werdend einem kleinen Fluss nicht unähnlich Bewegung oder Ruhe zeigt. Von der Eingangszone weg beschreibt er eine Schlinge, die in den Turm an der Straßenfassade führt. Dessen im Auftritt nach außen unverändertes Volumen haben Hertl Architekten in der Höhe geteilt und dabei das Motiv des in die Höhe Strebens durch ihre Maßnahmen im Innenraum erst so recht spürbar gemacht. Auf der Eingangsebene fokussieren sich diese auf das eine, der Straße zugewandte Fenster. Im Geschoss darüber ist der Raum von Wänden gefasst, die mit eingebauten Nischen ein wenig in den hinter ihnen liegenden Dachraum greifen. Die Wände sind fensterlos während sich die Decke über ein großes Glasdach in den Himmel öffnet. Hertl Architekten haben alle Wände und alle Decken des von ihnen gebauten Hauses mit grauem, porös strukturiertem Verputz überzogen. Die Böden sind allesamt aus Eichenholz in einem Fischgrätmuster verlegt, das an den historischen Charakter des Standortes erinnert. Auch die zum Großteil raumhoch ausgeführten, flächenbündig in die Wände gesetzten Türen und alle anderen hölzernen Einbauten sind aus Eiche gefertigt. Diese Beschränkung auf wenige Materialien unterstreicht im Verband mit der durchkomponierten Lichtführung den Eindruck des zusammenhängenden Ganzen.

Aus dem Mäander in den Turm führt der Weg auf der Eingangsebene in die Tiefe des Bauplatzes, an einem kleinen, begrünten Atrium linkerhand vorbei zu privaten Rückzugsräumen. Auf der rechten Seite wird er durch einen kaum größeren, aus dem Bestand übernommenen Lichthof gleichzeitig eingeengt und aufgeweitet, da in dieser Höhe das benachbarte Objekt bereits einen Spalt des Ausblicks nach Norden freigibt. Dank der Glaswände zum Atrium und der Fenster in den Hof ist der Raum hell und intim zugleich. Auch die an der Ostseite des Atriums angeordnete Sanitärzelle erhält durch ihren Bezug zu dem kleinen Binnengarten hohe Aufenthaltsqualität. Nimmt man vom Eingang her kommend den Weg über die parallel zur Außenwand gelegte einläufige Stiege hinauf in das obere Geschoß und wendet sich hier nach links, weitet sich der Raum nach der wohl kalkulierten Enge der Treppe erneut über ein langes Fensterband hinaus in die Stadt. Die Brüstung der Stiege wird zur Rückwand einer Küchenzeile, in der die Zubereitung der Speisen vom Ausblick über die Türme und Dächer der Linzer Innenstadt bis zu den Abhängen des Pöstlingbergs untermalt wird. Die Küchenzeile wird von einem Block dienender Räume flankiert und mündet in der hellen Weite des Turmzimmers. Passiert man jedoch, sich vom Stiegenpodest weg nach rechts, weiter in die Tiefe des Bauplatzes wendend das gläsern gefasste Atrium, gelangt man in einen weiteren Wohnraum. Dieser eröffnet, von einer Feuerstelle in seiner Länge unterteilt, mit zwei breiten, nach Norden und nach Süden schauenden Fenstern ein weiteres Mal neue Perspektiven in die Stadt.

Hier entspringt auch jene Stiege, die den Garten des Einfamilienhauses erschließt. Sie endet in einer nach Osten und Westen geöffneten Loggia, in der eine kleine Sommerküche den Naturgenuss mit dem nötigen Komfort grundiert. Hier oben stört kein Nachbargebäude mehr den Panoramablick in die Stadt, deren prominenteste Bauwerke keineswegs entrückt, sondern zum Greifen nahe scheinen. Und so rundet sich das Thema dieses Hauses, das Private und das Öffentliche, die Ruhe und die Betriebsamkeit, die Intimität und den Freiraum ohne Abstriche zu vereinen. Man ist, wenn man das will, hier ganz für sich. Doch Linz liegt vor der Türe (Romana Ring).

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