Foto © Thomas Flechtner
Foto © Gaston Wicky
Foto © Thomas Flechtner
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Einfamilienhaus Uhwiesen

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Jahr
1997

Das Haus Leibundgut liegt ganz oben am Hang von Uhwiesen, am Rand des Kohlfirst-Waldes.

 

Der Dorfkern mit den typischen Riegelhäusern liegt am Fuss des Rebberges. Er ist heute von heterogenen Einfamilienhaus-Quartieren umgeben.   

In der gebauten Umgebung finden sich kaum Bezugspunkte oder konstituierende Elemente. Die Landschaft ist bestimmt durch den Weinberg, den Wald, den Steinbruch, den Hang mit seiner grandiosen Aussicht. Diese primären Elemente erlauben ein dialektisches Spiel, schaffen Anreiz, ein ebenso starkes, eigenständiges Stück zu realisieren: ein Haus, das sich nicht angleicht, nicht anpasst; ein Haus, das Kraft ausstrahlt, das archaisch wie ein monolithischer Block im Hang ruht.  

Das Zweischalen-Mauerwerk ist aussen umgeben mit einem speziellen, vertikal gerippten Zementstein. Die Zementsteine bilden mit ihrer Abwicklung eine rauhe, homogene Kruste. Der Zementstein ist für diesen Bau neu konditioniert worden: er wurde mit einer rei¬nen Zementmischung hergestellt, um ihn als Sichtstein verwenden zu können. Der Zementstein wird bis ins Erdreich geführt. Das ist möglich, weil er keine kapillare Saugwirkung hat. Durch den fehlenden Sockel erhält das Haus eine feste, fast urwüchsige Verbindung mit dem Boden.

Bei der Dacheindeckung dient ein Well-Eternit als Unterdach, auf welchem Plancolorplatten flächig aufliegen. Dadurch besteht keine Bruchgefahr für die Grossformate. Die grosse, glatte Dachfläche, antwortet den mächtigen Dächern der landwirtschaftlichen Bauten in der Umgebung.

Im Gegensatz zur homogenen Erscheinung aussen herrscht im Inneren eine kontrollierte Heterogenität. In den Einheitsraum sind drei einzelne Körper hineingestellt – in diese Zellen zieht man sich zurück zum Schlafen, zum Arbeiten, zum Baden. Jede Zelle ist anders materialisiert.

 

Durch die grosse Fensterfront im Wohnraum erscheint die Landschaft draussen an jedem Tag anders: im Frühsommer der grüne Teppich mit den gelben Rapsbändern, im Sommer die flimmernde Hitze über der Ebene, an leicht nebligen Tagen die Staffelung des Raumes, Hügelzug hinter Hügelzug, wie Kulissen auf einer Bühne, im Winter der kontraktierte Raum im Grau mit den düsteren Schattierungen der Felder unter dem Rauhreif. An klaren Tagen ist über den trauten Winkeln und nahen Gehöften mit den Obstgärten der Alpenkranz zu sehen, bis in die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Aus der Büro-Zelle geht die Sicht Richtung Rhein, der Fluss selbst ist nicht zu sehen, dafür die Nebelschlange, die an manchen Tagen als Abbild des Flusses im Tal liegt. Manchmal ragen aus dem Nebelband die zwei Türme der Klosterkirche Rheinau.

Vom Schlafzimmer aus gleitet der Blick durch das hoch eingesetzte Fenster fast flach über den Boden in den nahen Wald. Und im Bad öffnet sich der Fensterfokus über der Badewanne zum Himmel, durch den nachts die Sterne zu sehen sind, tagsüber  blauer Himmel, grauer Himmel, flüchtige Wolkenbilder.

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